Projekt
Das Pilecki-Institut ist eine wissenschaftliche Einrichtung, die sich u. a. mit der Dokumentation und Erforschung der Geschichte des 20. Jahrhunderts befasst. Im Rahmen unserer Tätigkeit führen wir verschiedene Projekte zum Zweiten Weltkrieg durch. Das Institut interessiert sich unter anderem für die Reisepass-Aktion, die während des Krieges von Bern aus von der sog. Ładoś-Gruppe durchgeführt wurde.
Das Projekt wurde realisiert in Zusammenarbeit mit Dr. Jakub Kumoch, dem ehemaligen polnischen Botschafter in der Schweiz und gegenwärtigen Botschafter in der Türkei, und Jędrzej Uszyński, Botschaftsrat in Bern. Das Ziel des Projektes war, die Liste von Personen wiederherzustellen, für welche 1940–1943 in der Schweiz Pässe der Länder Paraguay, Honduras, Haiti und Peru ausgestellt wurden. Das Pilecki-Institut möchte die mutmaßliche Anzahl der auf diese Weise Geretteten feststellen. Wir wollen erfahren, wie erfolgreich die Passfälschungsaktion war und welche Rolle die Gesandtschaft der Republik Polen in Bern sowie die einzelnen Mitglieder der Ładoś-Gruppe dabei spielten. Wir bemühen uns, die weiteren Schicksale der Passinhaber:innen herauszufinden.
weiterlesenIm Rahmen dieses Projektes recherchierten wir in polnischen, amerikanischen, argentinischen, schweizerischen, britischen und israelischen Archiven. Unser Ziel war es, möglichst viele Pässe bzw. Bescheinigungen der Staatsangehörigkeit der Länder Paraguay, Honduras, Haiti und Peru zu finden. Während unserer Arbeiten haben wir die Nachlässe von Privatpersonen überprüft, die mit der polnischen Gesandtschaft in Bern zusammengearbeitet hatten. Wir fanden handschriftliche Notizen und Briefwechsel, die bestätigen, dass Dokumente gefälscht wurden. Wertvoll für unsere Arbeit waren die von der deutschen Verwaltung 1943–1945 erstellten Listen der Internierungslagerinsassen, die bereits als Staatsangehörige lateinamerikanischer Staaten eingewiesen wurden.
Das Archivmaterial diente als Grundlage für das Verzeichnis von Personen, denen in der Schweiz während des Zweiten Weltkrieges Pässe latein- und mittelamerikanischer Staaten ausgestellt wurden. Diese Liste stellt nicht nur eine wissenschaftliche Quelle dar, sondern ist auch ein Beweis für das Schicksal Tausender Juden in Europa und ihren Kampf ums Überleben. Die Liste entstand mit Unterstützung des Instituts für Nationales Gedenken – Hauptkommission zur Verfolgung von Verbrechen gegen die Polnische Nation, des Staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau und des Jüdischen Historischen Instituts.
Die Forschungsergebnisse wurden in der auf Polnisch erschienenen Monografie über die Ładoś-Liste präsentiert, die im Dezember 2019 vom Pilecki-Institut herausgegeben wurde (Lista Ładosia. Spis osób, na których nazwiska w okresie II wojny światowej zostały wystawione paszporty latynoamerykańskie przez Poselstwo RP i organizacje żydowskie w Szwajcarii). In diesem Werk finden Sie ein Verzeichnis von Personen mit illegal ausgestellten Pässen und Informationen über die dahintersteckende mühsame Rekonstruktionsarbeit.
Die Veröffentlichung der Ładoś-Liste half uns, Kontakte mit Familien zu knüpfen, die im Besitz gefälschter Pässe lateinamerikanischer Staaten waren, und weitere Quellen zu finden. So konnten wir die Angaben in ihrer englischen Ausgabe aktualisieren. Sie erschien im Februar 2020 unter der Schirmherrschaft des Jüdischen Weltkongresses (World Jewish Congress) unter dem Titel The Ładoś List: An index of people to whom the Polish Legation and Jewish organizations in Switzerland issued Latin American passports during the Second World War, (Übers. J. Niedzielko, I. Stephenson).
Die Tätigkeit der Ładoś-Gruppe weckt großes Interesse. Wir freuen uns, dass wir seit 2018 das Wissen über die von polnischen Diplomaten organisierte Rettungsaktion für Juden aus fast ganz Europa popularisieren können. Die vom Pilecki-Institut vorbereitete Ausstellung „Reisepässe des Lebens“ wurde bisher in der Schweiz, in Israel, in der Tschechischen Republik und in Slowenien gezeigt. Parallel fanden Treffen mit Vertretern der Familien statt, die durch diese Pässe gerettet werden konnten. Die Treffen boten zugleich die Gelegenheit, die persönlichen Erfahrungen dieser Menschen zu verstehen. Die Promotion des Buches The Ładoś List nutzten wir als Anlass, die Aktionen der polnischen Diplomaten und der schweizerischen Aktivisten in London, New York, Connecticut und Berlin vorzustellen, sowie für einen Wissens- und Informationsaustausch mit Journalist:innen, Forscher:innen und Nachkommen der Passinhaber:innen. Wir organisieren Debatten, Konferenzen, Seminare und andere Veranstaltungen, die der Aktion der Ładoś-Gruppe gewidmet sind. Wir freuen uns, wenn Sie unsere Berichte, Interviews und Veranstaltungen näher kennenlernen möchten!
Partner dieser Website ist das Staatliche Museum Auschwitz-Birkenau, das seit August 2018 im Besitz der Dokumentensammlung von Chaim Eiss ist. Diese Dokumente bilden eine der Grundquellen des Wissens über die Reisepass-Aktion.
Debatten/Seminare/Meetings
12. Dezember 2019
Warschau
Pilecki-Institut
15. Dezember 2019
Jerusalem
Menachem Begin Heritage Center
24. Februar 2020
London
The Wiener Holocaust Library
27. Februar 2020
New York
Hebrew Union College – Jewish Institute of Religion
28. Februar 2020
Connecticut
Mandell JCC Innovation Center
8. März 2020
Berlin
Zweigstelle des Pilecki-Instituts in Berlin
10. März 2020
Bern
Polnische Botschaft in der Schweiz
16. Dezember 2020 – Online-Diskussion
30. Mai 2021
Kopenhagen
Cinemateket
(Pl) Jest historia!
Podcast online
Wissenschaftliche Konferenzen
19.-21. Oktober 2021
Internationale wissenschaftliche Konferenz
22. März 2021
Online-Veranstaltung
Ausstellungen
6.01.2022 – 30.01.2023
Aberdeen, Aberdeen Central Library
17. Dezember 2022
Rapperswil, Hotel Schwanen
1.12.2022 – 3.02.2023
Bielsko-Biała, Wiktoria-Kubisz-Kulturhaus
4.10.2022 – 30.11.2022
Głogów Małopolski, Franciszek-Kotula-Kulturhaus der Stadt und der Gemeinde (MGDK)
31.08.2022 – 28.10.2022
Wissenschaftliches Zentrum der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Wien
26.08.2022 – 31.10.2022
Loughborough, Polish Social Club
15.07.2022 – 30.08.2022
Český Těšín (dt. Tschechisch-Teschen), Fremdenverkehrsamt
5.06.2022 – 30.07.2022
Leicester, Leicester Guildhall, Leicester Museum and Art Gallery
1.06.2022 – 30.09.2022
Kielce, Zentrum für Patriotisches und Staatsbürgerliches Gedankengut in Kielce
26.04.2022 – 13.05.2022
Herrenhaus der Familie Baliński in Jašiūnai
26.04.2022 – 30.06.2022
Wien, St. Josefskirche auf dem Kahlenberg
(Pl) 1 kwietnia - 31 maja 2022
Londyn, Kensington Central Library
24.02.2022 – Mitte April 2022
Vilnius, Gymnasium St. Johannes Paul II. und Gymnasium St. Christophorus
27.01.2022 – 23.02.2022
Vilnius, Litauische Martynas-Mažvydas-Nationalbibliothek
10.01.2022 – 2.02.2022
Jablunkov (dt. Jablunkau), Kulturzentrum „Jacki“
10.11.2021 – 20.01.2022
Warschau, Sitz des Außenministeriums
8.12.2021 – 31.01.2022
London, Clapham Library
21. September 2018
Bern, Polnische Botschaft in der Schweiz
12. Februar 2019
Warschau
Palast Belvedere
18. Mai 2019
Dorf Markowa in Polen
Familie-Ulm-Museum (MPRŻ)
15. Dezember 2019
Jerusalem
Menachem Begin Heritage Center
10. März 2020
Bern
Polnische Botschaft in der Schweiz
1. September 2020
Pilsen
Studijní a vědecká knihovna Plzeňského kraje
22. September 2020
Prag
Maisel-Synagoge
29. Oktober 2020
Prag
Gedenkstätte Památník ticha Nádraží Bubny
21. April – 10. Juni 2021
Brünn, Knihovna Jiřího Mahena [Jiří-Mahen-Bibliothek]
Regionalmuseum in Murska Sobota/Olsnitz
10. Juni – 31. August 2021
Terezín, Památník Terezín
24. August – 24. September 2021
Riga, Rīgas Geto un Latvijas Holokausta muzejs
30. September 2021
Kaunas, Sugiharos Muziejus
30. September 2021
Třinec, Kino Kosmos
19. Oktober - 21. Oktober 2021
Warschau, Internationale wissenschaftliche Konferenz „Die Entscheidung: Menschen retten. Diplomaten und Hilfsaktionen während des Holocaust“
10. Oktober - 31. Dezember 2021
Los Angeles, Holocaust Museum Los Angeles